Pressemitteilung Nr.: 19/10
9. Mai 2019
Brüssel
Mitteilung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), herausgegeben vom KEK-Präsidenten Pastor Christian Krieger und vom KEK-Generalsekretär Pater Heikki Huttunen, an die europäischen Staatsoberhäupter auf dem Gipfeltreffen der EU vom 9. Mai 2019 in Sibiu, Rumänien zur Zukunft Europas.
Die Konferenz Europäischer Kirchen, die 114 Mitgliedskirchen in 40 Ländern vertritt, gratuliert den europäischen Führungspersonen, die am Europatag 2019 in der historischen Stadt Sibiu in Rumänien auf dem EU-Gipfel zur Zukunft Europas tagen. Tatsächlich ist es angebracht, die Zusammengehörigkeit in Europa zu stärken, am Tag, an dem an die Schuman-Erklärung erinnert wird, die die Vision von europäischen Ländern, vereint zum Schutz eines dauerhaften Friedens, einführte.
Die Grundwerte der Europäischen Union – Respekt der Menschenwürde und Wahrung der Menschenrechte, Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit – haben gemeinsame Wurzeln mit den ökumenischen Idealen von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Diese gemeinsamen Werte sind jedoch in den vergangenen Jahren vermehrt unter Druck geraten.
Um das Vertrauen in die europäische Vision zu erneuern und die Verpflichtung dazu zu stärken, müssen wir unsere gemeinsamen europäischen Werte, die heute anscheinend eher infrage gestellt werden, anstatt die Lage der EU zu charakterisieren, neu einfordern und erneut bestärken. Stehen die Werte nicht im Zentrum, droht die EU ein sich selbst erneuerndes Gebilde von kurzsichtigen wirtschaftlichen Interessen zu werden, das sich schließlich in rivalisierende Gruppierungen und Nationen zersplittern wird.
Die Konferenz Europäischer Kirchen will die Vision einer Europäischen Union als echte Gemeinschaft von geteilten Werten hervorheben, die dazu beiträgt, miteinander für die gemeinsame und nachhaltige Zukunft der Welt zu arbeiten.
Die Konferenz Europäischer Kirchen fordert deshalb die Staatsoberhäupter auf, sie mögen:
- wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit fördern, einschließlich soziale Gleichheit und sozialer Zusammenhang.
- sich für nachhaltige Migrations- und Asylpolitik einsetzen, basierend auf einer innereuropäischen Solidarität sowie auf Solidarität mit den verletzlichsten Menschen, die in der Achtung der Menschenwürde und der Menschenrechte gründet – in der EU, an ihren Grenzen und in ihren Beziehungen mit Drittländern.
- alle Formen von Diskriminierung und Rassismus bekämpfen, basierend auf der Überzeugung, dass alle Menschen nach dem Bilde Gottes gleich geschaffen wurden. Als Kirchen fordern wir alle gesellschaftlichen Akteure auf, Hassreden, abschätzigen Gesten und Zerstörungshandlungen entgegenzutreten.
- auf Populismus und Extremismus und die diesen Strömungen zugrundeliegenden Erfahrungen von Ausgrenzung, Entbehrung und Hoffnungslosigkeit reagieren.
- Integration, Zugänglichkeit und Nichtdiskriminierung fördern mit Blick auf die Entwicklung der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz, mit Schwerpunkt auf ethische und gesellschaftliche Fragen.
- sich für den Frieden einsetzen und dabei Strategien zum Bauen von Brücken fördern, die soziale, politische und umweltbezogene Wechselwirkungen als ein grundlegendes Element von Frieden und Sicherheit betonen. Als Kirchen sind wir besorgt über die Militarisierung der EU. In Bezug auf Fragen der Sicherheit fordern wir einen Ansatz der Gerechtigkeit und des Friedens auf allen Ebenen: von der nationalen über die europäische bis zur globalen Ebene.
- die globale Verantwortung wahrnehmen. Die ernsthaften Herausforderungen, denen Europa gegenübersteht – von Wirtschaft über Migration und Sicherheit bis zum Klimawandel – verlangen eine globale Verantwortlichkeit und globales Handeln. Die Rolle der EU als eine Gemeinschaft, die auf Werten basiert und als humanitäre Großmacht, soll ihre internationale Politik prägen. Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen muss im Zentrum stehen, um die globale Rolle der EU zu stärken.
Wir sind ermutigt durch die Tatsache, dass die Bürgerinnen und Bürger laut Meinungsumfragen den europäischen Idealen so stark wie nie zuvor vertrauen. Unsere gemeinsame Verantwortung für die Zukunft Europas drängt uns alle zu Zusammenarbeit, Solidarität und Freundschaft, selbst inmitten von unsicheren gesellschaftlichen Verhältnissen und gewaltigen politischen Herausforderungen.
Die europäischen Kirchen sind bereit, die Werte eines vereinten Europas zu unterstreichen und zu unterstützen, sowie den Bedarf, diese Werte gegen die Geister der Vergangenheit zu verteidigen.
Als Kirchen verpflichten wir uns, in unseren Gemeinschaften Brücken des Friedens und der Gastfreundschaft zu bauen, die Beziehungen zwischen den Kirchen und anderen Partnern in Europa zu stärken und eine umfassende Vision für das Allgemeinwohl zu fördern, im Streben nach einem menschlichen, sozialen und nachhaltigen Europa, das im Frieden mit sich selbst und seinen Nachbarn lebt und in dem Menschenrechte und Solidarität vorherrschen.
Kontakt für weitere Informationen oder Interview-Anfragen:
Naveen Qayyum
Kommunikations-Assistentin
Konferenz Europäischer Kirchen
Rue Joseph II, 174
B–1000 Brüssel
E-mail: naveen@cec-kek.be
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